20. Jahrhundert

Während Vagen seinen landwirtschaftlich und kleingewerblich geprägten Dorfcharakter bewahrt, entsteht nach dem II. Weltkrieg unterhalb der Mangfallterrasse in unmittelbarer Nähe der regulierten Mangfall aufgrund des Bevölkerungszuwachses durch Heimatvertriebene und Flüchtlinge die Siedlung "Vagener Au".

Wenn auch in den letzten Jahren weitere landwirtschaftliche Betriebe aufgelassen wurden, ist der historische Ortskern im wesentlichen weiterhin von der Landwirtschaft und der Verflechtung mit kleineren bis mittleren Gewerbebetrieben geprägt.

Im Rahmen der Gemeindegebietsreform verliert Vagen seine Selbständigkeit und geht 1972 in der neuen Großgemeinde Feldkirchen-Westerham auf.

Dorfansicht Vagen

Dorfansicht Vagen

Dorfgeschichte

Die Chronik der Dörfer und Weiler, Vagen, Mittenkirchen und der Berghöfe hat ihren Schwerpunkt in der Hofgeschichte und den dazu gehörenden Themenbereichen. Deren Geschichte lässt sich, bis auf einige Ausnahmen, quellenmäßig erst ab dem 15. Jahrhundert belegen. Gleichwohl soll die davor liegende Geschichte nicht ganz ausgespart werden. Insofern ist ein kurzer Streifzug durch die vorangehenden Jahrhunderte, um die Einblicke in das Entstehen unserer Siedlungen zu erhellen, gewissermaßen als Einstieg in die Hofgeschichte, sinnvoll. Die ausführliche und detaillierte Vor- und Frühgeschichtsliteratur ist jedem Interessierten in Bibliotheken zugänglich.

Die ausführliche Geschichte des Dorfes ist in der Chronik "Vagen, Mittenkirchen, Berghöfe" von Manfred Schaulies nachzulesen.

Vagen, Mittenkirchen, Berghöfe

Autor: Manfred Schaulies
Redaktion und Textsatz: Manfred Schaulies
Herausgeber: Eigenverlag Manfred Schaulies, Falkensteinerstraße 5 83620 Vagen

Quellenangaben zu den Bildern:

  • Alterssitz F.A. Vogt - Heimatmuseum Bad Aibling
  • Bronzeleuchter - Landesamt für Denkmalpflege
  • Graf Siboto IV mit Familie - BayHStA KL Wayern 1
  • Tafernwirt Johann Hafner 1615 - Heimatmuseum Bad Aibling
  • Siegel und Urkunde Tafernverkauf Peter Schalchdorfer - BayHStA Kurbayern 17987
  • Tauschurkunde - Bay. Landesbibliothek (BayHStA HL Freising 3b )
  • AK und weitere Aufnahmen - Privat

 

 

600 - 800 n. Chr.


Die Entdeckung des Vagener Reihengräberfeldes an der Mangfallterrasse, ca. 200 m nördlich der Kreisstraße RO 13 und ca. 400 m von der Vagener Altsiedlung entfernt, lässt darauf schließen, dass Vagen bereits um diese Zeit existierte.

In zwei Grabungskampagnen 1999 und 2000 werden 233 Gräber freigelegt. Eine zeitliche Bestimmung der Funde ist erst nach vollständiger Restaurierung möglich. Die zeitliche Datierung dürfte jedoch den Bogen von Mitte des 6. bis Anfang des 8. Jahrhundert n. Chr. spannen.
Als absolutes „Schmuckstück“ der zwei Grabungskampagnen muss die in der ersten Kampagne 1999 geborgene Goldfibel aus Grab 20 bewertet werden. Die Fibel wird als engzellig cloisonnierte Fibel mit Filigrandekor aus der Zeit um 600 n. Chr. beschrieben.
 

Scheibenfibel   Gürtelschnalle
Scheibenfibel   Gürtelschnalle

 

Ausgrabungsskizze und weitere Funde

 

10. bis 11. Jhd.

Erste Erwähnung im 10. Jahrhundert

Ohne nähere Datierung wird in der Mitte des 10. Jahrhunderts unser Ort erstmals in einer Freisinger Tauschurkunde erwähnt. Bischof Lantpercht tauscht mit dem Unfreien Otmar, der an zwei Orten Eigenbesitz hatte, in Kinzlbach (LK Erding) und an einem anderen Ort mit dem Namen Fagana (in alio loco Fagana dicto). Die erste zeitlich datierte urkundliche Erwähnung von Vagen lässt sich Ende des 11. Jahrhunderts aus den Tegernseer Traditionen entnehmen. Wernher (I.) und Anno von Vagen fungieren 1085/91 zusammen mit Graf Siboto II. von Weyarn bei ihrem erstmaligen Auftreten als „Nobiles“. Die Herren von Vagen sind bis in das 12. Jahr- hundert zu den Hochfreien zu rechnen.

Tauschurkunde
Erste Nennung von Vagen (fagana) in einer Freisinger Tauschurkunde

12. bis 13. Jahrhundert

Graf Siboto II. von Weyarn stiftet am 09.07.1133 in Salzburg das Augustinerkloster Weyarn und verlagert seinen Herrschaftsmittelpunkt auf die neuerbaute Neuburg oberhalb Vagens, die heute nur noch als Bodendenkmal erkennbar ist. Der Grund, auf dem die Neuburg erbaut wird, ist Freisinger Lehen.

Von den 10 Fronhofverbänden, die unter der Neuburger Verwaltung stehen, ist auch einer in Vagen (Vagina curia quam habet Hoholdus - Vagen, ein Hof, den Hohold besitzt).

Familie Graf Siboto     Bronzeleuchter
 Graf Siboto IV mit Familie    Bronzeleuchter

14. bis 15. Jahrhundert

Ab Beginn des 14. Jahrhunderts wird die Neuburg dem Verfall preisgegeben.

Jahrhundertelanger "Abbau" des kostbaren Steinmaterials lässt nur noch einen "Burgstall" als Bodendenkmal zurück. Einziges Bilddokument ist eine stilisierte Darstellung im Falkensteiner Kodex mit romanischer Bogenfront, zwei Türmen und einem Zinnenkranz. Kiesabbau zerstört die Anlage vollständig. Anfang des 15. Jahrhunderts lassen sich sowohl das Vagener Dorfgericht als auch die Tafernwirtschaft erstmals urkundlich (14.12.1413) belegen, als Peter Schalchdorfer seinem Vetter Ulrich Schalchdorfer die "Tafern daselbs zw Vagen vnd auch das Dorfgericht zw Vagen" verkauft.

Aus einer Urkunde von 1343, in der zwei Vagener Kramer als Zeugen auftreten, lässt sich bereits auf ein gewachsenes Gemeinwesen aus Bauern und Gewerbetreibenden schließen.

Palas der Neuburg    Siegel von Peter Schalchdorfer 
 Palas der Neuburg    Siegel von Peter Schalchdorfer